Wenn aber jemand nunmehr seit 20 Jahren im Lager der Lions tätig ist, so sollte man einfach mal alle Bedenken fallen lassen und diesen Mann schlicht und ergreifend zur lebenden Lions-Legende erklären!
Die Rede ist natürlich von Walter Wächter, der die Löwenstädter seit 1992 als Equipment Manager und gute Seele des Teams begleitet.
In dieser Zeit hat er mehr als 300 Spiele mit seinen Lions absolviert, bei Wind und Wetter stets an der Seitenlinie. Zumeist gut bestückt mit einer Packung Zigaretten in der Hosentasche. Wie viele Eiscooler und Trinkflaschen, Tape-Rollen und Ausrüstungsgegenstände für Helme und Pads dabei verbraucht wurden, lässt sich nicht mehr nachvollziehen.
Ganz sicher ist aber, dass der gebürtige Sierßer in den vergangenen beiden Jahrzehnten alle Höhen und Tiefen der Braunschweiger Footballer hautnah miterlebt hat. Sei es vom Gewinn des Meistertitels in der 2. Bundesliga im Jahre 1993 über den Bundesligaaufstieg bis hin zu ersten Play-Off-Teilnahme. Auch die Fast-Abstiegssaison 1995 überstand er genauso unbeschadet wie sein Verein und als Lohn für diese harten Tage waren die Spielzeiten zwischen 1997 und 2008 stets mit dem Erreichen des German Bowls verbunden. Siebenmal konnte Walter Wächter dabei im Anschluss die gewonnenen Goldmedaillen an „seine Jungs“ noch auf dem Spielfeld verteilen. Sicher für ihn wie auch für die Aktiven unvergessene Momente. Zwei gewonnene Eurobowl-Titel runden seine Trophäensammlung nur noch ab.
Ohne Übertreibung kann man also behaupten, dass dieser Mann in den vergangenen 20 Jahren alles, aber auch wirklich alles erlebt hat rund um die Lions.
Sei es das Kommen und Gehen von mehr als 200 Spielern und insgesamt neun Cheftrainern, rappelvolle Heimspiele im Eintracht-Stadion oder Auswärtsspiele vor gerade einmal ein paar Dutzend Zuschauern. Unvergessen auch die jahrelange Odyssee auf der Suche nach geeigneten Trainingsplätzen quer durch die Region.
Doch ganz egal, wo der Lions-Tross auch trainieren durfte, Walter Wächter war mit seinem Service-Wagen stets schon vor Ort und hatte für Team und Coaches beste Trainingsbedingungen auf und abseits des Spielfeldes geschaffen.
Dieses Wandern gehört nunmehr seit einigen Jahren glücklicherweise der Vergangenheit an, doch noch immer sorgt Walter Wächter für beste Voraussetzungen an der Roten Wiese und natürlich auch bei den Heimspielen im Eintracht-Stadion. Wohl kaum ein GFL-Team kann auf solch eine professionelle und zuverlässige Unterstützung zählen.
Das hat sich nicht zuletzt auch in diesem Jahr wieder bis zu den Organisatoren des German Bowls herumgesprochen, die ihn und seine Crew wieder gebucht haben, um die MDCC-Arena in Magdeburg in einen endspielwürdigen Footballtempel zu verwandeln.
Walter Wächter ist also in diesem Jahr schon da, wo er sein Team am besten schnellstmöglich auch wieder sehen möchte, auf Deutschland größter Footballbühne. Und nicht zuletzt aufgrund der tollen Unterstützung von ihm und seiner Crew wird das auch ganz bestimmt bald wieder gelingen.
Heute ist nun erst einmal Zeit, Danke zu sagen. Danke an das Gesicht der Lions in den letzten 20 Jahren. Danke an den Mann, ohne den auch das heutige Heimspiel gegen die Stuttgart Scorpions wohl kaum hätte stattfinden können. Danke an den Mann, der wie kein anderer für die Lions steht. Danke an Walter Wächter!
Stimmen:
„Ich weiß nicht mehr, wie viele Wohnungen wir zusammen über die Jahre ein- und ausgeräumt haben. Aber auf Walter war einfach immer Verlass, auch wenn vielleicht das eine oder andere Regal mal etwas schief angebracht war. Aber ohne seine jahrelange Arbeit wären die Lions niemals zu dem geworden, was sie heute sind. Die Lions sollten stolz sein, solch einen positiv Verrückten in ihren Reihen zu wissen. Denn ohne ihn wären die Lions nicht die Lions!“
Rene Stammer
„Als junger Spieler lernt man Walter immer erst mal als etwas mürrischen älteren Mann kennen. Man merkt dann aber schnell, dass hinter dieser harten Schale ein verdammt weicher Kern steckt. Walter ist die Seele unseres Vereins und ist immer da, wenn wir Spieler Hilfe brauchen. Egal, ob beim Training oder bei den Spielen. Dafür gebührt ihm unser größter Dank! Ohne Walter könnten wir alle niemals unsere Leistung auf dem Spielfeld bringen.“
Christian Bollmann
„Walter Wächter ist genau wie ich in Sierße bei Vechelde geboren. Das wird uns ebenso immer verbinden wie unsere gemeinsame Faszination für die Lions. Ich bin stolz, meine gesamte Karriere bei den Lions mit Walter an unserer Seite absolviert zu haben! Und ich weiß, dass es vielen der früheren Spieler genauso geht. Walter, ohne Dich geht es nicht!“
Joachim Diederichs
„Meine erste Begegnung mit Walter hatte nahezu mystische, fast heldenhafte Züge. Eine handvoll Spieler hatten die Aufgabe übernommen, im Herbst 1991 an der „Roten Wiese“ aus einem Schuppen ein nutzbares Büro für unsere neuen Trainer zu bauen, her- und einzurichten. Als wir nach ein paar Stunden endlich Material, Bauskizze und Werkzeug beisammen hatten, neigte sich der Tag schon dem Ende zu. Plötzlich stand Walter im Türrahmen, Lederjacke, Pilotenbrille und eine Zigarette im Mundwinkel. Das Flutlicht im Rücken und der aufkommende Bodennebel ließen ihn erscheinen, wie König Artus auf der Schwelle zur Tafelrunde. Seine Worte, kraftvoll und tief, bestimmt und wohl gewählt, hallen heute noch nach: „Was macht ihr denn hier für'n Scheiß?!“
„Äh, ja, hallo, alles klar. Wir bauen hier nur das neue Büro für unsere Trainer, ähh, sind aber auch gleich weg. Wollen niemanden stören (bibber).“ sagten wir, ohne zu wissen, welcher Autorität wir hier gegenüber standen. „Na dann haut mal ab und lasst den Schlüssel hier, ich schließe dann ab.“ sprach der Halbgott und wir zogen davon. Als wir am nächsten Nachmittag weitermachen wollten, war das Büro von Walter schon fertig gebaut und wir mussten nur noch die Möbel zurechtrücken. Eine Legende war geboren.
Meine vorerst letzte Begegnung in 20 Jahren „Walters Welt“ verbrachte ich im Schlaf. Ein sehr realistischer Traum von mir, in dem Walter als Linebacker auf dem Feld den gegnerischen Quarterback vor dem Spielzug dermaßen durchbeleidigte, dabei sämtliche Register der Schimpfwörterdatenbank zog, und dieser mit Tränen in den Augen ein Timeout nahm und sich beim Schiedsrichter beklagte. Eine Traumszene, die ich sehr sehr gern mit allen teilen würde.“
Rico Trute